Die orale Antikoagulation bei Vorhofflimmern stellt eine effektive Methode in der Primär- und Sekundärprävention des kardioembolischen Schlaganfalls dar, wird in der Praxis aber oft nicht angewendet. Die detaillierten Gründe für diesen „Nichtgebrauch” sind in Deutschland bisher nicht genauer untersucht worden. In den vorliegenden Studien wurden 105 Schlaganfallpatienten mit Vorhofflimmern prospektiv durch semistrukturierte Interviews untersucht. Der häufigste Grund für einen „Nichtgebrauch” war, dass das Vorhofflimmern nicht bekannt gewesen ist (43 %). Bei bekanntem Vorhofflimmern lehnten 30 % der Patienten eine Antikoagulation ab; Kontraindikationen lagen bei 25 % vor und Complianceprobleme bei 20 %. Die Aussagen von Patienten und ihren Hausärzten zeigten gute Übereinstimmungsraten bezüglich Nichtgebrauch oder Therapieabbruch (kappa 0,64 und 0,93). Unbekanntes Vorhofflimmern scheint der häufigste Grund für den Nichtgebrauch oraler Antikoagulation bei Schlaganfallpatienten zu sein. Da eine absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern relativ einfach diagnostiziert werden kann, sollte angesichts der demografischen Entwicklung erwogen werden, ältere Patienten ohne Kontraindikationen regelmäßig auf Vorhofflimmern hin zu untersuchen.