Zusammenfassung: Fragestellung: Ziel der Studie war eine Untersuchung der Einstellungen der deutschen Allgemeinbevölkerung zu psychiatrischen Zwangsmaßnahmen (medikamentöse und mechanische Zwangsmaßnahmen) zum Eigen- bzw. Fremdschutz. Methodik: Einstellungen zu Zwangsmaßnahmen wurden hinsichtlich ihrer Verteilung und Zusammenhängen mit soziodemografischen Faktoren in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe ( N = 2485) analysiert. Zusammenhangsanalysen wurden mittels Chi 2 -Tests durchgeführt, die Vorhersage der Einstellungen erfolgte mittels multinomialer logistischer Regressionen mit Odds Ratios. Ergebnisse: Zwei Drittel der Versuchspersonen gaben an, medikamentöse Zwangsmaßnahmen in der psychiatrischen Versorgung zu akzeptieren, während nur 6 % einer mechanischen Zwangsmaßnahme zustimmten. Ablehnung von Zwangsmaßnahmen fand sich eher in Westdeutschland (χ 2 (3) = 33.396, adj p < .001, φ = .116), ländlichen Gebieten (χ 2 (3) = 14.065, adj p = .018, φ = .057), und bei politisch rechts eingestellten Teilnehmenden (χ 2 (3) = 17.602, adj p = .008, φ = .105). Schlussfolgerungen: Obwohl 67 % der Stichprobe medikamentöse Zwangsmaßnahmen akzeptierten, lehnt ein Viertel aller Teilnehmenden beide Maßnahmen ab, was die Heterogenität der Einstellungen zu Zwangsmaßnahmen und die Notwendigkeit gesellschaftlicher Aufklärung verdeutlicht. Trotz der politischen Tendenz zu mehr Zwangselementen in der psychiatrischen Behandlung widerspricht dies dem Fachdiskurs, weshalb eine Erhebung in der Allgemeinbevölkerung zur Schärfung der fachpolitischen Standpunkte hilfreich ist.