Die histopathologische Diagnose des Nierenzellkarzinoms (NZK) ist fur die klinische Vorgehensweise wichtig, aber wenig ist daruber bekannt, welche Bedeutung die WHO-Klassifikation des NZK von 2016 fur die tagliche histopathologische Routinediagnostik hat. Das Ziel der Arbeit ist die retrospektive Aufarbeitung der histopathologischen Diagnosen der NZK der Jahre 1998 bis 2017 im Kontext der WHO-Klassifikation 2016 und Uberlebensanalysen. Es wurde eine retrospektive registerbasierte Analyse des Rostocker Nierentumorkollektivs durchgefuhrt. Uberlebensanalysen wurden angeschlossen. Es waren insgesamt 1440 NZK registriert worden, davon 77,7 % klarzellige NZK und 22,3 % nichtklarzellige NZK. Es fanden sich 2,6 % seltene NZK im Kollektiv. Diese teilten sich weiter auf in 1 % translokationsassoziierte NZK der MiT-Familie (MiT-tNZK), 0,35 % NZK-assoziiert mit erworbener Zystennierenerkrankung, 0,35 % multilokular-zystische Nierenneoplasien mit niedrig malignem Potential, 0,35 % Sammelrohrkarzinome, 0,3 % muzinos tubular spindelzellige NZK, 0,1 % klarzellig papillare NZK und 0,1 % NZK mit (angio)leiomyomatosem Stroma. Cox-Regressionsanalysen zeigten signifikant unterschiedliches Gesamt- und progressionsfreies Uberleben der Subtypen. Die Aufsplittung des NZK in mehrere Entitaten stellt erhohte Anforderungen an die histopathologische Diagnostik. An der Universitatsmedizin Rostock wurden morphologisch distinkte seltene NZK-Entitaten uberwiegend konventionell diagnostiziert; fur molekular definierte Entitaten wie das MiT-tNZK musste die molekulare Diagnostik etabliert werden. Der histologische Subtyp des NZK nach der WHO-Klassifikation 2016 ist prognostisch bedeutsam und kann Basis einer pradiktiven Pathologie sein.